13.04. – 17.04.2017: Wandertage am Comer See

Bereits seit vielen Jahren gehören die Wandertage am Comer See zum festen Bestandteil der Straußenclique. Wie auch im Vorjahr war diese Kurzreise selbst ohne große Ausschreibung sehr schnell ausgebucht, eine kleine Ankündigung in der Jahres-Reiseübersicht im November hat wieder einmal vollkommen ausgereicht. Kein Wunder bei diesem leckeren Essen, dem sympathischen und familiär geführten Hotel und natürlich auch wegen den schönen Wanderungen inmitten einer alpinen und gleichzeitig mediterranen Landschaft. Die Neuerung in diesem Jahr: Wir gingen 5 Tage, so hatten wir einen Tag mehr zur Verfügung. Diesmal hatten wir ein riesiges Wetterglück mit teilweise frühsommerlichen Temperaturen, während es in den Nordalpen kalt und regnerisch war.

Dieses Mal waren wir wieder 15 Teilnehmer, die aus der Region Karlsruhe – Freiburg – Lörrach – Zürich bis Feldkirch (A) kamen.


13. April: Anreise und Wanderung Monte Barro (922 m)

Kein Wanderurlaub am Comer See ohne unsere Startwanderung am blumenreichen Monte Barro 🙂

Obwohl wir aufgrund des hohen Staurisikos vor dem Gotthard bereits am Gründonnerstag losfuhren, standen wir eine knappe Stunde vor dem längsten Straßentunnel der Schweiz im Stau. Doch irgendwann kamen wir dann doch in Galbiate (371 m) an. Diesmal folgten wir bei schweißtreibenden Temperaturen dem steilen Wanderweg über die Südseite Richtung Gipfel (922 m). Der Ausblick war bereits nach Verlassen des krautreichen Waldes ein Vergnügen. Wilde Pfingstrosen, zahlreiche Segelfalter und Schwalbenschwänze erfreuten das botanische bzw. zoologische Auge. Oben angekommen machten wir erst mal eine längere Rast – Aufgrund der langen Anfahrt und dem kurzen, jedoch knackigen, Anstieg waren wir sehr hungrig. Vom Gipfel folgten wir dem aussichtsreichen Kammweg Richtung Norden zur Sasso della Vecchia (670 m). Kurz nach dem Gipfel folgte eine kleine Kraxelpassage. Wir liefen durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit einer sehr üppigen Vegetation – Alpenpflanzen und mediterrane Pflanzen standen teilweise dicht nebeneinander. Gleichzeitig waren wir von der imposanten Rundumsicht beeindruckt: Der Seearm von Lecco, die Kalkzinnen der Monte Resegone, wie auch die Seen der Brianza lagen uns regelrecht zu Füßen. Von der Sasso d. Vecchia war es nicht mehr weit bis zur Schutzhütte Rifugio Pian Sciresa (430 m) mit ihrer gemütlichen Picknickstelle. Hier gab der Organisator einen Riesling der WG Baden-Baden Neuweier aus. Danach liefen wir auf der Ostseite vom Monte-Barro-Massiv zurück nach Galbiate.

Reine Gehzeit: ca.4 Stunden, etwa 600-700 Höhenmeter im Auf- und Abstieg.

Anschließend fuhren wir in unser Hotel Baia di Pare, wo wir von Familie Tentori und ihren Mitarbeitern in kulinarischer Weise verwöhnt wurden. Durch das große Fenster im Speisesaal hatten wir einen schönen Blick zum Monte Resegone, dem Hausberg von Lecco.

14 April: Monte Moregallo (1276 m) – Vom Seeufer auf einen aussichtsreichen Felskamm

Am 2. Tag unserer Wanderreise stand der Monte Moregallo auf dem Programm, der sich mit seiner steilen Felsflanke fast 1000 Meter über dem See erhebt. Seit wenigen Jahren gibt es einen Wanderweg, der ca. 200 Meter vom Hotel aus startet, den „Ul Sentee del Lâch“. Diese Aufstiegsvariante zum M. Moregallo ist ein absoluter Geheimtipp und selbst auf italienischsprachigen Internetseiten finden sich darüber nur sehr wenige Informationen. Dabei ist der unmarkierte Einstieg eigentlich problemlos zu finden: Vom Hotel aus einfach der Strandpromenade in nördlicher Richtung folgen. Zwischen der Bar und der Gelateria dann linkerhand den Treppen folgen und schon befindet man sich auf diesen Weg. Die ersten offiziellen Wegweiser tauchen nach ca. 10 Minuten auf einer Wiesenlichtung auf. Wir genossen diesen Weg – Er war zwar steil und verlief größtenteils im Wald, dennoch hatten wir an einigen Stellen einen wunderschönen Blick auf den unter uns liegenden See. Nach ca. 400 Höhenmetern erreichten wir schließlich Sasso di Preguda (647 m), wo wir auf den regulären Wanderweg stießen. An dieser Stelle befindet sich eine kleine Kapelle, die an einen riesigen Findling (Granitstein, der durch den früheren Gletscher an diese Stelle transportiert wurde) gebaut wurde. Hier folgten wir dem Weg Nr. 5, der uns sehr aussichtsreich, teilweise auch leicht ausgesetzt, durch die Südflanke des Bergmassives führte. Bei Forcellina (720 m) waren erstmal die größten Schwierigkeiten überstanden. Bald danach leitete uns der Weg in einen schattenspendenden Wald mit dem gemütlichen Rastplatz Sambrosera (716 m), den wir bereits von unzähligen Wandertouren der letzten Jahre kannten. Nun begann ein steiler Aufstieg (Sentiero Nr. 7) durch einen südalpinen Laubwald. Wir genossen diese schattenspendende Aufstiegsvariante, war es doch für Mitte April bereits angenehm warm. Bei der Bocchetta di Moregge (1110 m) begann das Highlight der heutigen Tour: Der ungemein aussichtsreiche und teilweise sehr ausgesetzte Grat zum Gipfel (1276 m). Ein sehr schmaler Pfad, immer wieder durch leichte Kletterstellen mit Kettensicherung unterbrochen, führte uns durch eine atemberaubende Landschaft. Für Botaniker war dieser Abschnitt das reinste El Dorado: Dutzende Enziane, endemische Veilchenarten, imposante Polster vom betörend duftenden Rosmarin-Seidelbast und knorrige Felsenbirnen mit ihren weißen Blüten erfreuten das Auge. Dennoch mussten wir uns sehr auf dem Weg konzentrieren, eine Unachtsamkeit hätte in diesem Gelände schwerwiegende Folgen gehabt. Kurz unterhalb vom überraschend weitläufigen und sanften Gipfelplateau folgte nochmals eine vorbildlich gesicherte Steilstufe. Wir genossen den Gipfeltriumph, unsere wohlverdiente Rast und natürlich auch die imposante Rundumsicht. Der Abstiegsweg leitete uns zuerst Richtung Vorgipfel, ab der Bocchetta Sombrosera (1192 m) ging es auf einen sehr steilen und steinigen Weg nach unten. Ausgesetzt war dieser Wegverlauf an keiner Stelle, eine gute Trittsicherheit war allerdings erforderlich. Spätestens ab dem Wegweiser Zucon (876 m) war der Pfad wieder angenehmer zu begehen und leitete uns zur Sasso di Preguda (647 m) hinunter. Hier gab es erneut einen feinen Wein der WG Neuweier, den wir im Lichte der späten Nachmittagssonne genossen. Nun folgten wir geradeaus dem regulären Wanderweg, der uns an den Ortsrand von Valmadrera führte. Trotz fehlender Beschilderung war die Wegfindung durch das Siedlungsgebiet relativ einfach: Immer den Straßen linkerhand und nach unten folgen. Nach einer reinen Gehzeit von ca. 6 Stunden und etwa 1200 Höhenmetern erreichten wir wieder unser Hotel.

Auf diese grandiose Wanderung wurde abends bei reichlich Vino della Casa angestoßen.

15. April: Lierna – Varenna: Unterwegs auf dem Sentiero Viandante

Nach der gestrigen, doch etwas anstrengenden Tour, stand heute eine eher „genussvolle“ Wanderung auf dem Programm. Allerdings hat die Etappe des Sentiero Viandante von Lierna bis Varenna dennoch eine Streckenlänge von ca. 10 Km und 800 Höhenmeter im Auf- wie im Abstieg.

Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir gemeinsam bis ins kleine Küstendorf Lierna (230 m), welches sehr reizvoll am südöstlichen Comer See in der Nähe von Mandello liegt. Direkt beim Bahnhof hat es ausreichend Parkmöglichkeiten, zumindest wenn man nicht zu den Spätaufstehern gehört.

Nun wurden wir mit der größten Herausforderung des Tages konfrontiert: Den richtigen Einstieg der heutigen Wanderung bzw. den korrekten Wegweiser finden. Doch unser Organisator hatte von Anfang an den richtigen Riecher, außerdem kannte er den Beginn des markierten Wanderwegs bereits vom Vorjahr: Bald entdeckten wir den Wegweiser 71 (Richtung Ortanella), wir ließen die letzten Häuser oberhalb von Lierna hinter uns, unterquerten die Superstrada SS36 und stiegen in einem schattigen Laubwald stetig bergan. Beim Aussichtspunkt Croce Brentalone hatten wir bereits ca. 400 Höhenmeter zurückgelegt, also der ideale Zeitpunkt für eine Trinkpause an einer aussichtsreichen Stelle. Danach ging es weiter ansteigend durch einen schönen Laubwald, vorbei an der idyllisch gelegenen Alpe Mezzeno (870 m), erreichten wir die Kirche S. Pietro (990 m). Der höchste Punkt der heutigen Tour bietet eine ideale Möglichkeit für eine Mittagsrast: Eine gemütliche „Liegewiese“ und ein schönes Panorama auf die „Bifurkation“ der beiden Seearme des Lario. Danach verlief der Weg durch einen „mitteleuropäisch“ wirkenden Laubwald mit zahlreichen gelben und weißen Buschwindröschen, Veilchen und Leberblümchen bis zum Ortsrand von Ortanella (960 m). Der breite Waldweg führte beinahe ohne Höhenverlust um den Monte Fopp herum. Bald verließen wir den breiten Wirtschaftsweg und ein schmaler Wanderweg führte nun stetig bergab. An mehreren Stellen hatten wir eine schöne Sicht auf den See und hinunter nach Varenna. Nach und nach war der Wald auch wieder etwas „südlicher angehaucht“ mit Flaumeichen, Hopfenbuchen und Goldregen. Dieser Umstand machte sich allerdings auch an den Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit bemerkbar. Voller Schadensfreude dachten wir an unsere Teilnehmer, die über Ostern nördlich vom Alpenhauptkamm verweilen mussten. Bald erreichten wir die kleine Ortschaft Vezio mit ihrem imposanten Castello und den Olivenhainen. Hier verließen wir den Sentiero Viandante und liefen hinunter nach Varenna. Um uns herum zogen dunkle Wolken auf – Doch wir blieben komplett vom Regen verschont. An der Uferpromenade gönnten wir uns einen riesigen Gelati-Becher und einen feinen Cappuccino. Wir bummelten noch durch diesen reizvollen Küstenort, bewunderten die pittoresken Gassen und Häuserfassaden und machten natürlich zahlreiche Fotos. Mit dem Zug ging es zurück bis Lierna und in ca. 30 Minuten mit dem PKW bis zu unserem Hotel Baia di Pare.

Dieser Tag wurde wieder mit einem leckeren Abendessen im Hotel beschlossen. Die Stimmung war ausgelassen, die Unterhaltungen wieder sehr nett. Der angebliche Regentag zog im wahrsten Sinne des Wortes an uns vorbei.

16. April: Erve – Cresta Guimenta – Atemberaubende Tief- und Fernblicke

Heute stand wohl die spektakulärste Tour der gesamten Kurzreise auf dem Programm: Der anspruchsvolle Gratweg über die Cresta Guimenta. Das Besondere an dieser Wanderung war auch der Umstand, dass es keinen deutschsprachigen Bericht über diese Tour gibt, weder im Internet noch in einem (Wander)Buch.

Die Anreise nach Erve entlang der engen und kurvenreichen Straße war aufgrund der vielen Rennradler etwas mühsamer. In diesem idyllischen Bergdorf mit seinen engen Gassen gab es dennoch überraschend viele Parkmöglichkeiten. Wir konnten unsere PKW´s problemlos bei der Kirche („Dom“) abstellen. Wir liefen vom Ortskern (559 m) Richtung Ortsende bei Galavessa (625 m). Hier fanden wir auch die ersten Wegweiser (Sentiero Nr. 11), nur leicht ansteigend führte uns der breite Weg durch ein sehr idyllisches Tal. Kurz hinter Gnétt (663 m) – Ein wunderschöner Platz mit einer großen Lichtung – verzweigte sich der Weg. Wir nahmen die steilere und „ernsthafte“ (Impegnativo/Pra di Ratt) Wegvariante. Sehr steil führte uns der Weg nach oben und bald erreichten wir einen waldfreien Rücken mit den ersten imposanten Fernblicken über Erve hinweg und bis zu den Spitzen der Monte Resogone. Der Weiterweg war sehr abwechslungsreich: Mal offenes Gelände, mal ging es durch einen Wald. Nach einer Weile bogen wir scharf links ab (verrostetes Schild „Monte Magnadeno“, Weg 24). Weiter ging es auf einen landschaftlich sehr reizvollen Pfad bis zum breiten Höhenrücken kurz vor dem M. Magnadeno. Hier machten wir unsere große Mittagspause. Danach wurde es spannend: Die Überschreitung der Cresta Guimenta (Weg 23) war eine sehr kurzweilige, dennoch ernste Angelegenheit. Wir genossen die Tiefblicke zum See und hinunter nach Lecco, ebenso wie das Bergpanorama, welches vom Apenin über die Walliser 4000er, dem Finsteraarhorn (!) bis zu den nahen Bergen rund um Lecco reichte. Der strahlend blaue Himmel, die grauen Kalkfelsen und das frischgrüne Laub waren eine sehr angenehme Farbkombination. Nach ca. einer Stunde auf der Cresta (Höchster Punkt Cima de Fó mit 1302 m) erreichten wir schließlich das idyllische Capanna Ghislandi (1284 m). Hier gönnten wir uns ein kühles Bier oder einen Kaffee und genossen die sehr reizvolle Szenerie rund um diese Hütte. Der Abstiegsweg führte uns hinunter bis zur Capanna Alpinisti Monzesi (1173 m), diese ließen wir allerdings links liegen und liefen weiter bis zur Verzweigung mit dem rostigen Schild. Identisch mit dem Aufstiegsweg liefen wir zurück nach Erve. Speziell der obere Teil war recht steil und nicht gerade knieschonend. Bei Gnétt spendierte uns der Organisator einen Sekt zur Feier dieses wunderschönen (Wander)Tages.

Wir waren ca. 6 Stunden unterwegs (reine Gehzeit) bei etwa 800 Höhenmetern. Eine absolute Traumtour, die uns allen sehr viel Freude bereitete. Allerdings sind eine gute Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit erforderlich!

Das Abendessen im Hotel war wieder sehr reichhaltig und sehr lecker. Familie Tentori gab eine Runde Grappa zum morgigen Abschied aus.

17. April: Heimreise und Zwischenhalt am Vierwaldstättersee

Schweren Herzens mussten wir uns am Ostermontag vom Hotel Baia di Pare verabschieden. Ein ganz herzliches Dankeschön nochmals an die Familie Tentori für ihre herzliche Bedienung und das leckere Essen.

Wir fuhren auf direktem Wege über Como, Chiasso, Bellinzona Richtung Gotthardpass. Leider standen wir diesmal eine gute Stunde vor dem Gotthard-Südportal im Stau. Nach dem Tunnel war es nicht mehr weit bis Stansstad, wo wir am Strandbad kostenfrei parkieren konnten. Bei feinen Kaffee und Kuchen in einem Café ließen wir nochmals die abwechslungsreichen Tage am Comer See Revue passieren. Danach unternahmen wir einen kleinen Spaziergang entlang der Strandpromenade und der Kehrsitenstrasse.

Danach verabschiedeten wir uns bereits voneinander, die Rückfahrt verlief ohne Zwischenfälle, so dass wir bereits gegen 17:00 Uhr in Schallstadt ankamen.

Fazit(s):

Die 5 Tage haben sich richtig gelohnt, so konnten wir diesmal 3 große Wanderungen unternehmen.

Wir haben wieder alles richtig gemacht, es war wieder einmal eine sehr harmonische Gruppe

Zu guter Letzt wollen wir uns wieder bei allen Autofahrern für die tolle Leistung bedanken!!

Spätestens im Jahr 2018 werden wir wieder dem Hotel Baia di Pare einen Besuch abstatten. Wir bedanken uns bei allen Personen für ihre Teilnahme und das positive Feedback nach der Tour!